TechTuesday: Die Technologie des Bumperstickers

Diese Kolumne soll zwar nicht zu einer “Neulich in Yussi’s Mailbox” Serie werden, doch die Obama Kampagne hat zu viele schöne Kniffe, um sie hier nicht vorzustellen. Heute: Bumpersticker verschicken. 

Kampagnenmaterial ist nicht gratis, jede Kampagne gibt Unsummen für Giveaways wie Feuerzeuge, Sticker, Plakate, etc aus. In einem System, wo Kampagnen auf Spenden angewiesen sind, ist es noch wichtiger sich Sticker, Yard Signs und ähnliches abkaufen zu lassen. Wer eine Kampagne unterstützt, dem/r sind auch $5 für drei Sticker wert, die man sich neben “Proud Dad of a (LOCAL HIGH SCHOOL) Honor Student” “Imagine Whirrled Peas” oder “Keep the Change” auf die Stoßstange kleben kann. Warum sollte also plötzlich eine Kampagne statt $5 zu kassieren, Geld für Produktion und Versand ausgeben, wie es die Obama Kampagne Anfang des Jahres getan hat? Richtig aufdringlich war die Emailkampagne, die mir drei unterschiedliche Stickermodelle angeboten hat.

Zwei Gründe:

Spiral of Silence

Da gibt es, wie die KollegInnen des Campaignwatchers im Detail erläutern, den wissenschaftlich unterfütterten. Den die KommunikationswissenschaftlerIn Noelle-Neumann als Spiral of Silence beschreibt:

Der Clou: Menschen, die den Eindruck haben, ihre Meinung sei im Aufsteigen begriffen oder schon in der Mehrheit, äußern sich bereitwilliger in der Öffentlichkeit, bekennen sich eher öffentlich durch Meinungsäußerungen, Verhalten oder Symbole zu ihrer Meinung, als diejenigen, die glauben, mit ihrer Meinung zu den Verlierern oder zur Minderheit zu gehören. Schafft man es also, durch öffentliche Hinweise wie die besagten Aufkleber, die Wahrnehmung einer (vermeintlichen) Mehrheitsmeinung zu erzeugen, dann kann sich dieser Effekt durch den Einfluss auf die Gesprächsbereitschaft weiter verstärken, sowohl positiv als auch negativ: Es kommt zur sog. “Schweigespirale“. (Gleichzeitig kann es natürlich genauso auch zu einer “Redespirale” kommen – nur hat Noelle-Neumann immer eher den negativen Effekt auf die Redebereitschaft betont und untersucht.)

 Return to Sender

Doch es gibt noch einen zweiten, kampagnenstrategischeren Grund: In einem Land, in dem Menschen ständig umziehen, ist es wichtig, seinen Datenbank am neuesten Stand zu halten. Menschen ziehen aus oder in Battlegroundstates, ziehen aus der Stadt in die Suburbs und damit in den Mittelstand (oder, in den letzten 4 Jahren, eher umgekehrt), ziehen vom College in die Berufswelt.

Die Obama Kampagne hat 13 Millionen Emaildatensätze, die meisten aus dem Jahr 2008. Die Obama Kampagne hat auch aktuelle WählerInnendatensätze, doch die meistens ohne Email Adresse. Es gibt also keinen guten Weg, die alte Emaildatenbank mit den neuen Adressdaten upzudaten – außer, man schafft es, dass die EmailadressenbesitzerInnen selbst ihre Postadresse bekannt geben. Und was ist ein besser Anreiz, als ein Gratis Bumpersticker?

Dieser Beitrag ist von Yussi Pick

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