TechTuesday: Mittendrin statt nur dabei

Abel Maldonado bindet sich lässig die Krawatte im Spiegelbild seines Autos und erzählt uns von seinem letzten Treffen und wohin’s als nächstes und worum’s bei der Wahl geht: Jobs, Jobs, Jobs. Maldonado verlor 2010 gegen Gavin Newsom als Vizegouverneur von Kalifornien, fiel aber durch seine Videos so positiv auf, dass Gavin Newsom das Konzept kopierte. Seinen FollowerInnen, Fans, LeserInnen online mittendrin statt nur dabei sein zu lassen, ist eigentlich keine Hexerei – und doch scheitert die heimische Politik kläglich.

Erwin Buchinger, ehemaliger österreichischer Sozialminister, ist etwa ein Sitzpinkler. Das weiß ich nicht, weil ich mit ihm befreundet bin, das weiß ich, weil er in seiner Funktion als Minister einen Blog hatte. Gut, man kann sagen “Das Private ist politisch” und tatsächlich kann es durchaus als emanzipatorisches Signal verstanden werden, dass Herr Buchinger nicht auf die Klobrille pinkelt, trotzdem will ich da weder mittendrin noch dabei sein.

Da bin ich schon lieber mittendrin, wenn der Präsident unmittelbar vor seiner “ersten” Kampagnenrede sich an die vor dem Livestream Versammelten wendet. Ein wenig zu gut getimed, um improvisiert zu sein, motiviert er seine AnhängerInnenschaft sich im Wahlkampf zu beteiligen. Sogar einen Ask bringt er unter: If you’re not involved, sign up at BarackObama.com. Im Hintergrund wärmt Michelle die Ohioans auf, etwas zu laut, um nicht improvisiert zu sein (die ersten 30 Sekunden reichen):

David Plouffe, Obama’s Kampagnenmanager 2008, hat früh begonnen mit seiner Laptopkamera kurze Strategieupdates für AktivistInnen aufzunehmen. Nichts, was die andere Kampagne nicht ohnehin wusste – etwa unterschiedliche Wege zu 270 oder neueste Fundraisingzahlen – aber doch Internas, die man nicht in der Zeitung lesen konnte.  Diese Videos wurden zu einem Erfolg und die Kampagne begann sie in HD aufzunehmen was, wie er in seinem Buch “Audacity to Win” schreibt, zu Kritik führte: Die AktivistInnen wollten keine gestochen scharfe, hoch professionelle im Studio gedrehte Präsentation. Sie wollten, dass David Plouffe von seinem Schreibtisch aus, kurz zu ihnen spricht. Es hätte auch Mitt Romney nicht geschadet, bei folgendem Video den Production Value etwas runterzuschrauben:

“Mittendrin statt nur dabei” ist also keine Hexerei, doch es gibt ein paar einfache Grundregeln:

  • So persönlich wie möglich, so privat wie nötig: Der pinkelnde Sozialminister: Zu privat. Der facebookende Bundeskanzler: Zu unpersönlich.
  • Zeige mehr als man in traditionellen Medien sehen könnte:  Facebookalben einer Medienaktion mit 15 Fotos der/s PolitikerIn mit einer immer anderen Menschenkombination vor einem Transparent: eh in der Zeitung. Fotos von AktivistInnen, die das Transparent das ganze Wochenende lang gemalt haben: In keiner Zeitung.
  • Professionell, aber nicht glatt: Ton schlecht, Bild schlecht: uninteressant. Ton gestochen, Bild gestochen, Text einstudiert: Auch fad.

Dieser Beitrag ist von Yussi Pick

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