Herman Cain gibt auf

Vor wenigen Wochen war Herman Cain noch ein überraschend starker Herausforderer des GOP-Establishments, heute verlautbarte er das Ende seiner Kampagne. Die Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs und einer außerehelichen Affäre haben seine Präsidentschaftsambitionen zertrümmert.

Herman Cain gibt auf. Nach einer „Schadensbegutachtung“ gab er heute im Rahmen einer (auch via Livestream übertragenen) Rede aus seinem Kampagnenbüro in Georgia – das er eigentlich heute eröffnen wollte – die Entscheidung bekannt, sich aus dem Rennen um die Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten zurückzuziehen. Das Ende war absehbar: Seine Kampagne hatte ihre Hausübungen nicht gemacht und bekam prompt die Rechnung dafür präsentiert.

Wer profitiert nun von dieser Entscheidung? Meinungsforscher gehen davon aus, dass Newt Gingrich die größten Chancen hat, die frei gewordenen WählerInnenstimmen von Cain einzuheimsen. Ausschlaggebend dafür ist nicht nur der Umstand, dass Gingrich über die erforderliche Positionierung verfügt. Der erfahrene Stratege hat es in den letzten Tagen auch perfekt verstanden, sich demonstrativ hinter Herman Cain zu stellen. Geschickt nährte Gingrich dabei sogar Gerüchte, er würde Cain zu seinem Vizepräsidentschaftskandidaten machen, falls er die republikanische Nominierung erhält. Es kann also davon ausgegangen werden, dass der aktuelle Höhenflug der Gingrich-Kampagne durch den Rückzug Cains einen zusätzlichen Schub erhält.

Doch der eigentliche Gewinner dieser Entwicklung heißt Barack Obama. Der Amtsinhaber profitiert davon, dass mit Newt Gingrich nun der gefährlichste Gegenspieler von Mitt Romney gestärkt wird. Damit kommt Romney, dem am ehesten zugetraut wird, Obama 2012 zu schlagen, immer stärker unter Druck – und muss mehr Aufwand in die Vorwahlen stecken, als ihm lieb sein kann.

Damit zeigt sich, dass die Entscheidung des Obama-Camps richtig war, Mitt Romney möglichst früh zu attackieren. Die Flip-Flop-Vorwürfe kosten Romney nicht nur bei unentschlossenen WählerInnen Glaubwürdigkeit, sondern wirken auch bei jenen Teilen der republikanischen Basis, die sich einen linientreuen Konservativen erwarten.

Gewinnt Romney die republikanische Nominierung, hat die Obama-Kampagne Weitblick bewiesen und ihren gefährlichsten Gegenspieler frühzeitig geschwächt. Verliert Romney, wird ihr taktisches Geschick sogar noch stärker unterstrichen – und Obama bekommt mit Newt Gingrich einen konservativeren Gegenspieler, der es schwerer haben wird, unabhängige WählerInnen zu erreichen (während er gleichzeitig zur Mobilisierung der demokratischen Basis beiträgt). Mit dem Abgang Cains gewinnen die republikanischen Vorwahlen jedenfalls an Dramatik. Und sie verlieren einen bemerkenswert unkonventionellen Kandidaten.

Dieser Beitrag ist von Stefan Bachleitner

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2 Rückmeldungen zu “Herman Cain gibt auf”

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  1. [...] president was Plan A. Today I want to describe Plan B” mit diesen Worten schied Herman Cain gestern, Samstag um etwa 13:30 Ortszeit, aus den Republikanischen Vorwahlen aus. Doch was könnte dieser Plan B bedeuten? Eine erste [...]

  2. [...] back! Herman Cain hatte ja bereits bei seinem Rückzug sein neues Projekt/Super PAC “The Cain Solutions” angekündigt, was uns zu [...]


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