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Herman Cain 2016

„Becoming president was Plan A. Today I want to describe Plan B“ – mit diesen Worten schied Herman Cain gestern, Samstag, um etwa 13:30 Uhr Ortszeit aus den Republikanischen Vorwahlen aus. Doch was könnte dieser „Plan B“ bedeuten? Eine erste Analyse.

Eigentlich waren die UnterstützerInnen zur feierlichen Eröffnung des Herman Cain Headquaters in Atlanta, Georgia, eingeladen worden, doch stattdessen wurden sie Zeugen des Endes der Kampagne. Schon vor fast einer Woche hatte – nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung und einer 13 Jahre langen Affäre – angekündigt, seine Kandidatur überdenken zu wollen, doch während die Gerüchteküche schon länger an einer Fortführung der Kampagne zweifelte, sendete die Kampagne bis zuletzt „mixed signals“. Die Vorredner ließen sich nicht anmerken, dass der Kandidat, für den sie Stimmung machten, wenige Minuten später keiner mehr sein würde.

Denn während die Kampagne 2012 vorbei ist, hat Herman Cain gestern eine neue Kampagne gestartet: Herman Cain 2016. Denn auch Plan B ist, Präsident zu werden – nur eben nicht diesmal. Während er noch die volle Aufmerksamkeit aller Nachrichtenstationen und seiner UnterstützerInnen hatte, kündigte er den Launch von www.theCainSolutions.com an, eine Plattform um Ideen wie seinen 9-9-9 Plan weiter zu denken. Es gäbe drei Gruppen, mit denen er zu tun hatte, so Cain: Die PolitikerInnen – die die Probleme der Menschen nicht lösen können; Die Medien – die sich gegen Cain verschworen hätten und „We, the People“, die für das „massive movement“ des Herman Cain verantwortlich wären.

„I call it the citizens movement, the Tea Party movement, the conservative movement. It is a movement by we, the people, that are going to insist on change in the United States of America. And Plan B is that I will continue to be a voice for the people.“

Es ist also relativ offensichtlich, was The Cain Solutions erreichen soll: UnterstützerInnen von 2012 in die neue Organisation zu überführen, einen Kern über vier Jahre engagiert zu halten und die Kandidatur für 2016 vorzubereiten. ExpertInnen waren sich anfangs einig, dass seine Kandidatur nur ein PR-Stunt war, um sein Buch zu promoten, doch offenbar hat Cain nun Blut geleckt.

Jetzt hat er vier Jahre Zeit, um Geld zu sammeln, einen besseren Kampagnenmanager zu finden und eine schlagkräftigere Organisation aufzubauen (nachdem sein Erfolg auch für den Kandidaten überraschend kam, hinkte er mit dem Anstellen von MitarbeiterInnen hinterher – Gerüchten zufolge hatte er lange nur einen Angestellten für New Hampshire). Seine Aufgabe wird sein, in den nächsten vier Jahren nicht von der Bildfläche zu verschwinden. Den ersten Schritt dazu hat er schon gesetzt: In wenigen Tagen wird er ankündigen, welcher der übrigen KandidatInnen sein Endorsement bekommt. Er wird als Motivational Speaker und auf Lesetour durch die Lande ziehen und hie und da befreundeten „news outlets“ Interviews geben. Vielleicht bekommt er sogar einen Gig als Kommentator bei FOX News. In vier Jahren sind dann die Skandale von heute Geschwätz von gestern.

Diese Strategie, aus seiner kurzfristigen Beliebtheit langfristiges Momentum zu machen, hat er aus dem „Playbook“ einer anderen Ikone der Tea Party Bewegung genommen, die wie er, nur vier Jahre zuvor, wie aus dem Nichts zum Star der PopulistInnen wurde – und seitdem nicht von der Bildfläche wegzudenken ist: Sarah Palin. Gegen sie wird Cain wohl 2016 antreten müssen.

Dieser Beitrag ist von Yussi Pick

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4 Rückmeldungen zu “Herman Cain 2016”

  1. Ich halte es nicht für vollkommen unmöglich, dass Herman Cain auch noch Restchancen wittert, eine Ticket als Vizepräsidentschaftskandidat zu ergattern. Er hat jedenfalls gezeigt, noch länger mitspielen zu wollen …

  2. Yussi Pick sagt:

    Hab ich mir überlegt und fand’s während des Schreibens eher unwahrscheinlich. Je mehr ich drüber nachdenken, gefällt mir aber die Idee. Es wird auf jeden Fall stark darauf ankommen, wen er endorsed und ob dieser Kandidat gewinnt.

Trackbacks / Pingbacks

  1. [...] Yussi Pick vermutet, Herman Cains Ankündigung eines „Plan B“ bedeute, dass er 2016 erneut antreten werde, und dann gegen Sarah Palin. Ich halte das für doppelt unwahrscheinlich.Palin ist dieses Mal [...]

  2. [...] Rückzug sein neues Projekt/Super PAC “The Cain Solutions” angekündigt, was uns zu spekulieren veranlasst hat. Dann die Enttäuschung: TheCainSolutions.com war (und ist) nicht mehr online. Doch [...]


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