
“Why the Future of Business is selling less of more” hat Chris Anderson, Chefredakteur von WIRED sein Buch “The Long Tail” untertitelt. Um Politik geht es da überhaupt nicht. Es geht um Amazon, Apple, Netflix, Hulu und Konsorten. Die vereinfachte Zusammenfassung in zwei Sätzen: Lagerraum wird immer billiger (vor allem digitaler Speicherraum), daher ist es einfacher/billiger ein diversifiziertes Angebot zu haben. Zwar macht man noch immer viel Profit mit den Bestsellern, aber einen nicht unsignifikanten Teil des Profits kann man dadurch machen, viele unterschiedliche Nieschenprodukte zu haben. Auch Kleinvieh macht Mist, sozusagen. Das hat sich auch die Politik zu Herzen genommen.
Wer an Online Campaigning denkt, denkt an Facebook, Twitter, YouTube und – zumindest in den USA – auch Email. Doch wer nur an diese Kanäle denkt, lässt kleine, aber in Summe wichtige Zielgruppen aus, so die Theorie des Long Tail umgelegt auf Politik. Obama’s 2008 Kampagne, die in ihrer Gesamtheit darauf ausgelegt war, nicht dadurch zu gewinnen, 50%+1 der bestehenden WählerInnen, sondern die WählerInnenbasis durch Neuregistrierungen zu erweitern, waren dieser Theorie treu. So gab es Obama nicht nur auf Facebook zu liken, sondern auch auf:
- Twitter.com – 2008 ein unwichtiges Nischenprodukt mit 2 Millionen NutzerInnen
- Myspace.com – bereits am absteigenden Ast
- YouTube.com – nicht nur als Regal für TV Ads
- Flickr.com – Bilder
- LinkedIn.com – ein Netzwerk für professionelle Kontakte und Jobs
- MiGente.com – ein Netzwerk für AmerikanerInnen südamerikanischer Abstammung
- BlackPlanet.com – ein Netzwerk für AfroAmerikanerInnen (das aller erste Social Network, heißt es)
- Eons.com – ein Netzwerk für Menschen 60+ (Der Enstehungsmythos besagt, dass die GründerInnen der Kampagne eine eigene Bewilligung geben mussten, weil Obama ja noch nicht 60+ war)
- AsianAve.com – ein Netzwerk für AmerikanerInnen asiatischer Abstammung
- Glee.com – ein Netzwerk für LGBT Menschen.