Best of Wahlkampf(videos): Die Playlist

Hier ist die offizielle Playlist für unsere heutige Veranstaltung im Filmcasino. Wer nicht dabei sein konnte oder einen der Spots noch einmal sehen möchte, kann das hier tun. Wir wünschen viel Spaß dabei …

Zur Einstimmung fangen wir am besten mit einer, äh, Einstimmung an. Mit diesem Rückblick auf die Wahl 2008 und den Highlights der vergangenen vier Jahre stimmte Barack Obama seine Fans auf die Wiederwahlkampagne ein – konsequent aus der Social Media-Perspektive erzählt: The Story of Us (4:31)

Doch eine Zusammenfassung dieser election season muss eigentlich mit den republikanischen Vorwahlen beginnen. Einer der ersten Favoriten in diesem Rennen war Rick Perry, seines Zeichens Gouverneur von Texas. Dazu trugen auch Szenen wie die folgende bei. Beachtenswert ist dabei übrigens weniger die Antwort Perrys auf die Frage der Moderatoren, sondern die Reaktion des Publikums darauf: The Ultimate Justice (2:00)

Perry hatte echt verdammt gute Chancen – bis zu seinem verdammt peinlichen Aussetzer bei einer der republikanischen Vorwahldebatten. 50 Sekunden können echt eine Ewigkeit sein: Oops (0:53)

Der Gouverneur von Texas versuchte immerhin mit Humor Schadensbegrenzung zu betreiben: Leno Ad (0:31)

Gleichzeitig appellierte er mit betont religiösen Botschaften an die republikanischen KernwählerInnen: Strong (0:31)

An dieser Stelle sei erwähnt, dass Wahlkampfspots in den USA sehr gerne parodiert werden. Hier ist eines von unzähligen Beispielen dafür: Jacket (0:32)

Doch Perrys Bemühungen waren umsonst, seine Kampagne war Toast. Prompt setzte die Anyone But Romney-Fraktion auf den CEO von Godfather’s Pizza, Herman Cain. Dessen Campaign Manager ist im wahrsten Sinne des Wortes für einen der seltsamsten Werbespots dieses Jahres verantwortlich: Mark Block (0:56)

Die Reaktion der Töchter des republikanischen Bewerbers Jon Huntsman auf diesen Spot war übrigens der beste Moment von dessen Kampagne: Jon2012girls Smokin’ Ad (1:07)

Zwar konnte Herman Cain mit seinem 9-9-9-Plan punkten, doch rasch traten auch seine Schwächen zutage. Zuerst in Sachen Außenpolitik: Herman Cain on Libya (1:28)

Dann in Sachen Frauen, wo er starke Erinnerungslücken im Zusammenhang mit gegen ihn gerichteten Vorwürfen wegen sexueller Belästigung an den Tag legte: Herman Cain Harassment Mashup (1:13)

Cains Kampagne war damit am Ende. Aber er verabschiedete sich immerhin mit einem der, nun ja, eigenwilligsten Spots dieses Jahres: Rabbit. (0:37)

Damit war der Weg frei für Newt Gingrich. Der alte Hase im Rennen um die US-Präsidentschaft versuchte zumindest ansatzweise, sich in einem von Negativwerbung dominierten Vorwahlkampf positiv abzuheben: Rebuilding the America We Love (1:01)

Doch Gingrich wurde durch die negative ads von Mitt Romney und anderen Mitbewerbern wie Ron Paul zurück in die zweite Reihe gebombt. Romney setzte dabei auch einen Spot ein, der aus heutiger Sicht durchaus bemerkenswert ist: Allies (1:01)

Der ehemalige Speaker of The House musste die Samthandschuhe bald ausziehen, wie dieser Spot hier zeigt: The French Connection (1:08)

Newt Gingrich (bzw. sein Super-PAC Winning Our Future) legte sogar noch nach – und brachte (mit einem für republikanische Verhältnisse bemerkenswert kapitalismuskritischen Unterton) einen in diesem Jahr zentralen Kritikpunkt gegen Mitt Romney ins Spiel – Bain Capital: When Mitt Romney Came To Town (Official Trailer) (2:46)

Doch der zur Unterstützung Mitt Romneys gegründete Super-PAC Restore Our Future war nicht weniger zimperlich, die Fehltritte der jahrzehntelangen Politikerkarriere Gingrichs zu thematisieren: Baggage (1:02)

Am Ende blieb Rick Santorum als größter Herausforderer von Mitt Romney übrig. Er darf sich hier kurz selbst vorstellen: Sing Sing Sing (0:30)

Bei den RepublikanerInnen konnte Santorum u. a. mit direkten Attacken auf Barack Obama punkten: Obamaville (1:05)

Doch wie wir alle wissen, hatte Mitt Romney letztlich den längeren Atem und konnte sich die Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten sichern. Hier ein Wahlkampfspot, den seine Kampagne in der vergangenen Woche veröffentlicht hat: Too Many Americans (1:01)

Die Jimmy Kimmel Show hat übrigens eine Parodie auf diesen Spot erstellt, die Romneys größtes Problem bei dieser Wahl auf den Punkt bringt: New Mitt Romney Ad (1:12)

Bevor es hier nur noch um die Republikaner geht, wollen wir uns wieder der Obama-Kampagne zuwenden. Diese hat sich in heuer in jeder Hinsicht dem Storytelling verschrieben. Der folgende Spot – mit dem die AnhängerInnen des Amtsinhabers wieder in die enthusiastische Stimmung des Jahres 2008 versetzt werden sollten – ist ein schönes Beispiel dafür: The Story of “Fired up! Ready to go!” (4:31)

Obama muss in doppelter Hinsicht etwas für die Motivation seiner Fans tun. Die schwächelnde US-Wirtschaft ist nicht gerade eine Wahlempfehlung für einen US-Präsidenten, der ganz besonder auf engagierte WahlkämpferInnen vor Ort – wie sie im folgenden Video zu sehen sind – angewiesen ist: OFA Iowa: Sign Up for a Gotta Vote Early Weekend of Action (2:24)

Ein zusätzliches Problem für Obama ist, dass seit 2008 in zahlreichen US-Bundesstaaten Wahlrechtsänderungen beschlossen wurden, die seine WählerInnen benachteiligen. Diesen Umstand thematisiert auch Sarah Silverman in einem Video-Appell: Let My People Vote 2012 – Get Nana A Gun (3:52)

Zeit für ein wenig Kampagnengeschichte. Denn Obama tritt gegen eine Botschaft an, mit der Ronald Reagan 1980 die Präsidentschaftswahl gegen den glücklosen Jimmy Carter gewann: Are you better off than you were four years ago? (1:05)

Apropos Reagan. Um nicht Opfer seiner eigenen Frage zu werden, bediente er sich 1984 dieses – inzwischen legendären – Wahlkampfspots: Morning again in America (0:59)

Im gleichen Wahlkampf ergänzte er diese Idylle mit einem (auf die damals schon eher desolate Sowjetunion gemünzten) Bedrohungsszenario: The Bear (0:30)

Reagans Nachfolger Georg H. W. Bush punktete gegen seinen Herausforderer Michael Dukakis u. a. mit Frontalangriffen wie diesem hier: Willie Horton (0:32)

1992 griff wiederum Bill Clinton den Amtsinhaber an – und schlug ihn nicht zuletzt durch pointierte attack ads wie dieser hier: Read my lips (0:29)

1996 orientierte sich Clinton hingegen an Reagans Morning again in America-Spot, wie man hier sehen kann: Clinton’s Reelection Ad (0:29)

Tiere scheinen prädestiniert für campaign ads zu sein, die Geschichte schreiben. 20 Jahre nach der erfolgreichen Wiederwahlkampagne von Ronald Reagan verwendete George W. Bush ein sehr ähnliches Motiv: Wolves (0:30)

Selbes Jahr, selbe Kampagne. Mit Spots wie diesem hier zerstörte Bush 2004 die Präsidentschaftsambitionen von John Kerry endgültig: Windsurfing (0:30)

Damit schwenken wir zurück in die Gegenwart. Der Vorwurf des flip-flopping wird in diesem Jahr gegen Mitt Romney gerichtet. Nachdem dessen ideologische Flexibilität bereits bei den republikanischen Vorwahlen ein Thema war, wurde das Thema von der Obama-Kampagne dankbar verstärkt: Mitt vs. Mitt (4:00)

Blieben wir bei der Obama-Kampagne. Ein weiteres Beispiel für deren Storytelling ist dieser – sehr aufwändig gestaltete – Spot, der das zentrale Thema dieser Wahl aus Sicht der Obama-Kampagne definiert: Why Obama now (3:43)

Wir sehen also, dass die US-Wirtschaft wieder das zentrale Thema dieses Wahlkampfs ist. It’s the economy, stupid. Während das Obama-Camp in Frage stellt, was Mitt Romney wirklich glaubt, verspricht der Kandidat der Republikaner mit dem Slogan Believe in America den US-BürgerInnen ein Comeback ihres Landes – nicht nur mit neuen Jobs, sondern auch mit einem neuen Selbstbewusstsein: Anything Is Possible (1:28)

Derartige feelgood-Spots sind aber nur Begleitmusik im republikanischen Wahlkampf. Im Mittelpunkt stehen Attacken auf den Amtsinhaber, die sich – wie auch dieses Video hier zeigt – um die hohe Arbeitslosigkeit im Land drehen: Bump in the Road (1:40)

Schon bei den (für die Demokraten wenig erfreulichen) midterm elections 2010 versuchte Barack Obama, diesen Vorwurf zu neutralisieren, indem er die Verantwortung für Wirtschaftskrise den Republikanern zuschob: Car Keys (2:31)

Vor zwei Jahren mussten die Demokraten erfahren, dass gute Pointen nicht reichen. In diesem Jahr kontert die Obama-Kampagne entsprechende Attacken auch mit dem Vorwurf, dass durch RomneyEcomomics schon genug US-Jobs verloren gegangen sind: Steel (2:02)

Verdichtet wird diese Botschaft mit Spots wie diesem hier: Romney Singing (0:32)

Mitt Romney kann übrigens nicht nur singen. Er kann auch tanzen: Mitt Romney Style (2:52)

Und er hat sogar eine entsprechende Tanzpartnerin: I’m a Romney Girl (3:06)

Doch das Rennen ist noch nicht entschieden. Hier z. B. ein republikanischer Werbespot, der Romneys beste Passagen aus der Kandidatendebatte von letzter Woche einsetzt – und beweist, wie schnell US-Wahlkampf ist: Smirk (1:39)

Auch das Obama-Camp hat aus der TV-Diskussion eine attack ad gebastelt: Big Bird (0:31)

Übrigens: Die meisten der diesjährigen (mehrheitlich negativen) Wahlkampfspots wurden erst durch Super-PACs ermöglicht. Diese an keine finanziellen Beschränkungen gebundenen Wasserstoffbomben der Wahlwerbung dürfen sich offiziell nicht mit den Kampagnen der KandidatInnen koordinieren. Was das genau bedeutet, haben allerdings Jon Stewart und Stephen Colbert gezeigt: Colbert Super PAC – Not Coordinating with Stephen Colbert (8:38)

Wir beschließen diesen Abend – beinahe schon traditionell – mit der Bewerbung von Dale Peterson für die Funktion des Agricultural Commissioner im US-Bundesstaat Alabama: We are Better than That!!!!! (1:10)

Und als Zugabe: Dale Peterson wurde zwar nicht gewählt – aber sein Endorsement für einen seiner republikanischen Mitbewerber hat es auch in sich: Get Away From That! (1:04)

Dieser Beitrag ist von Stefan Bachleitner

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4 Rückmeldungen zu “Best of Wahlkampf(videos): Die Playlist”

  1. kwentin sagt:

    Danke, war sehr unterhaltsam! Und ja, that’s live, die technischen Problemchen waren aber nicht so schlimm find ich, der Ton war ja da ;)
    Super, dass das “Not Coordinating” Video schon verlinkt ist, sehr entlarvend, was die Super PACs betrifft.

    Zum Flip Flop Romney noch ein neues Video:
    Romney debates himself (00:56)
    http://www.youtube.com/watch?v=cPgfzknYd20

  2. kwentin sagt:

    ach, ein Nachtrag. war das hier schon?

    TV-Debates im historischen Kontext:
    http://www.msnbc.msn.com/id/26315908/vp/49296606#49296606

  3. kwentin sagt:

    sorry, will echt nicht spammen, mir fallen immer nur noch mehr links ein. ein must-see ist auch die warnung von chuck norris, was passiert, wenn die republikaner wieder nicht zum zug kommen sollten:

    Chuck Norris’ dire warning for America – 2012 (02:15)
    http://www.youtube.com/watch?v=7ud3pK5Wa90

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