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VideoWednesday: Willie Horton

Wie schon mehrmals im VideoWednesday besprochen hat Fernsehwerbung in Amerikanischen Kampagnen eine solche Tradition, dass aktuelle Ads oft Anspielungen auf alte Clips machen, oder sie 1:1 kopieren. Etwa  Reagan’s Bear in the Woods und Bush’s Wölfe oder das Cain Ad, die auf das Daisy Ad anspielt. Das heutige Video ist ein äußerst umstrittenes, viel analysiertes, das zum Standardrepertoir in jeder Politische Werbung 101 College Klasse gehört – und die Kopie aus 2012.     

Auf die Idee zu kommen, das “Willie Horton” Video vorzustellen bin ich, als ich über jenen Clip gestopert bin. Ein demokratischer Consultant hat neulich das folgende Video – offensichtlich in Eigenregie – produziert:

Die Entscheidung das folgende Video als Vorbild für dieses Attack-Ad zu machen, ist … interessant. Handelt es sich doch beim Original um eines der umstrittensten Videos seit dem Daisy Ad. Im Jahr 1988, nachdem Demokrat Dukakis die Vorwahlen gegen Al Gore gewann um gegen Reagan’s Vizepräsident George H.W. Bush anzutreten, suchte jener fieberhaft nach wunden Punkten. Er fand sie im Fall William Horton. Der für Mord im Gefängnis Sitzende profitierte von einem Wochenendurlaubsprogramm, das Dukakis zwar nicht eingeführt hatte, aber unterstützte. Während seines Freigangs vergewaltigte er eine Frau und kehrte nicht ins Gefängnis zurück. Bush’s Ziel war, laut Kampagnenmanager, “By the time I’m done, people will think Willie Horton is his running mate.” Das folgende Attack Ad wurde nicht von der Bushkampagne geschalten, sondern von einer Independent Expenditure:

Das Ad wurde vor allem für seinen Rassismus kritisiert, der bis heute heiß diskutiert wird. GegnerInnen kritisieren, dass die Bush Kampagne bewusst einen afroamerikanischen Häftling ausgesucht hätte und dass es einen ähnlichen Fall auch mit einem kaukasischen Häftling gegeben hätte; Der Mugshot würde besonders ein “angry/dangerous black men” Stereotyp bedienen; und William Horton hätte sich nie “Willie” genannt.

Gleichzeitig tut das Ads den tatsächlichen politischen Positionen Dukakis garnicht so unrecht, wie man meinen könnte: Dukakis war tatsächlich “soft on crime” und unterstützte das Programm, das sein Vorgänger als Gouverneur von Massachusetts eingeführt hatte. Er legte sogar gegen eine Abänderung des Programms, das Mörder in lebenslanger Haft exkludiert hätte,  ein Veto ein. Er machte es Bush einfacher, sein Image nachhaltig zu beschädigen indem er selbst nach dem Horton-Vorfall zögerte zu beenden.

Dieser Beitrag ist von Yussi Pick

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1 Rückmeldung zu “VideoWednesday: Willie Horton”

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  1. [...] teils subtil – zitiert werden. Zu diesem Kanon gehört etwa das Daisy Ad, Willie Horton und – ganz an der Spitze – „Morning Again in America“ von Reagan, als [...]


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