Autorenarchive | Yussi Pick

Pick of The Week: Laws, News and Sausages

“No one will remember if you move this story first or we do, but the only thing anyone will ever remember is if we f*** it up.” Das dachte sich der Chef von SCOTUSblog, der seriösesten Nachrichtenquelle zum Supreme Court (Supreme Court Of The United States). Dass er damit recht hatte, zeigt CNN: Sie waren First und sie waren Falsch. In seiner Minute-by-Minute Reportage lässt Tom Goldstein uns hinter die Kulissen der bisher größten Newsstory des Jahres blicken. Es ist ein faszinierender Einblick in einen 3600/60 Nachrichtenzyklus, in dem Nachrichtenorganisationen sich gezwungen fühlen, Meldungen in einer Geschwindigkeit zu schreiben, die Fact-Checking unmöglich macht. Die unübersichtliche Vielzahl an Kanälen und MultiplikatorInnen macht es zwar leicht, Nachrichten zu verbreiten, aber schwer Falschmeldungen zu korrigieren.

Goldstein hat nicht nur mit Medienmenschen, sondern auch mit Menschen aus dem Weißen Haus und dem Supreme Court gesprochen und rekonstruiert die 15 Minuten des 28. Junis zwischen 10 Uhr und 10:15 (EST). Unser Pick of the Week: Tom Goldstein, We’re getting wildly differing assessments ,SCOTUSblog

PS: Der Titel des Blogposts ist Inspiriert von einem Zitat, das oft Bismarck zugeschrieben wird: Laws are like sausages. It’s better not to see them being made. Und wenn’s er nicht gesagt hat, dann Leo McGarry in West Wing: “There are two things in the world you never want to let people see how you make ‘em: laws and sausages

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Pick of The Week: Sí se puede!

Der Kampfruf “Sí se puede” feiert dieses Jahr sein 30 jähriges Bestehen. Geburtsort war ein Protests des Farm Worker Führer’s Cesar Chavez in Phoenix, AZ. Auch bei den ImmigrantInnenprotesten 2006 war er überall zu hören und lesen. Der/die dem Spanisch nicht abgeneigtem LeserIn wird vielleicht schon die Ähnlichkeit mit einem Slogan einer Präsidentschaftskampagne der jüngeren Vergangenheit aufgefallen sein: “Yes, we can.”
Die englische Adaption kommt nicht von ungefähr, hat Obama doch seine Politischen Wurzeln in der Gewerkschaftsbewegung – und sowohl die Gewerkschaft als auch die Latino Community gehört zu seiner Winning Coalition. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Obama, wie unser heutiger Pick of The Week berichtet, einen Ad Blitz für die Latino Community gestartet hat. Das Video, in dem Marc Anthony zur Unterstützung des Präsidenten aufruft, gibt es zwar auf Englisch und Spanisch, interessanterweise ist latinos.barackobama.com per default Englisch. Dass Coalition Arbeit sehr sensibel passieren muss, hat das Republican National Committee auf die harte Tour gelernt: Deren Website für Hispanics RNCLatinos.com bildete anstatt Kinder aus Mittel- und Südamerika, Asiatische Kinder ab.

Unser Pick of the Week - POLITICO: Obama Spanish language ad blitz aims to wrap up Latino vote

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Analyse: It’s a tax!

“You can’t win June but you certainly can lose it” ist eine politische Bauernregel, die meist Clinton Berater Paul Begala zugerechnet wird. Und so lässt sich auch die Situation rund um die Health Care Entscheidung beschreiben. Es wäre absurd zu behaupten, es wäre besser gewesen, hätte der Court das Gesetz aufgehoben, doch die GegnerInnen der Gesundheitsreform sind jetzt wieder energetisiert.

Die Woche hätte schlechter enden können. Anfang der Woche hatten wir die Fronten, an denen Obama gerade kämpft beschrieben, allen voran die Debatte der Gesundheitsreform vor dem Obersten Gerichtshof. Da fünf der neun RichterInnen von Republikanischen Präsidenten nominiert wurden und der Court in den letzten Entscheidungen (-> Citizens United) sehr konservativ gehandelt hat, waren die Erwartungen der Health Care BefürworterInnen gering. Just Chief Justice Roberts war es, der das Zünglein an der Wage war – Pundits waren davon ausgegangen, dass wenn einer, dann Justice Kennedy die Swing Vote sei.

Das Urteil hat für beide Seiten Vor- und Nachteile. Das Urteil hing wie ein Damoklesschwert über dem Präsidenten. Zwar hat Obama mehr vorzuweisen als nur dieses Gesetz, doch Mitt Romney hatte bereits den Boden für das Argument bereitet, Obama hätte 3 1/2 Jahre seiner Präsidentschaft für eine verfassungswidrige Reform verschwendet. Obama konnte ab dem Zeitpunkt, wo das Gesetz vor dem Gerichtshof landete, nicht mehr so enthusiastisch und selbstbewusst über die Vorzüge der Reform sprechen. Jetzt kann er das wieder – daher ist es nicht überraschend, dass neue und alte Grafiken, wie unser Artikelbild, die die Benefits der Reform beschreiben (wieder) im Netz geteilt werden.

Sofort nach der Verkündung, das individual mandate sei als Steuer zu verstehen, gruben die RepublikanerInnen ein Video des Präsidenten aus, in dem er sich gegen genau dieses Sentiment wehrt. RepublikanerInnen konnten sich dementsprechend vom Urteil bestätigt fühlen, dass Obamacare ein “huge tax burden” on the “middle class” sei. Das ist natürlich eine bewusste Misinterpretation des Spruchs, denn die “Verpflichtungssteuer” tritt nur bei Verweigerung des Kaufs in Kraft, wenn man nicht beweisen kann, dass man sich Versicherung nicht leisten kann.

Mitt Romney muss seine Argumentationslinie leicht abändern: Egal ob verfassungskonform oder nicht, “I’ll repeal and replace Obamacare.” Dieser Schlachtruf “Repeal and Replace” erlebt jetzt eine Renaissance bei RepublikanerInnen. Eine symbolische Abstimmung darüber im republikanisch dominierten House ist bereits in zwei Wochen angesetzt – ohne Aussicht auf Erfolg, denn die Mehrheit im Senat ist noch immer von den DemokratInnen. Und selbst wenn der Senat im Herbst die Farbe wechselt, die notwendigen 60 Stimmen um einen Fillibuster zu brechen werden die RepublikanerInnen nicht haben. Das Gesetz ist also sicher. Noch dazu kommt, dass die Vorzüge des Gesetzes ab 2013 greifbar werden und es für die RepublikanerInnen schwierig wird, bestehende Verbesserungen und Services wieder abzuschaffen. Denn so laut manche AmerikanerInnen gegen Regierungsservices argumentieren, sobald die in den Vorzug davon kommen, schwindet die Abneigung. Viele Umfragen zeigen, dass bereits jetzt die einzelnen Verbesserungen der Reform beliebt sind und auch Mitt Romney hat in seiner Rede gleich nach dem Urteil angekündigt, einzelne Verbesserungen der Reform zu behalten (to be fair: er sprach davon, Verbesserungen, die in Obamacare existieren, einzuführen – worüber sich Jon Stewart natürlich sofort mokiert hat).

Romney lehnt sich in dem Bereich weit aus dem Fenster, schließlich war er es, der eine ähnliche Reform in Massachusetts durchgepeitscht hatte, woran die liberale Judge Bader-Ginsberg in ihrem Urteilskommentar erinnert:

“By requiring most residents to obtain insurance…the Commonwealth ensured that insurers would not be left with only the sick as customers. As a result, federal lawmakers observed, Massachusetts succeeded where other States had failed.”

Am Ende kann jener Kandidat das Urteil besser für sich nutzen, der es schafft die Emotionen, die gestern entfesselt wurden bis zum Wahltag am Leben zu erhalten. Den Juni verloren hat Obama aber definitv nicht.

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TechThursday: HealthCare Memes

Während GegnerInnen der Health Care Reform sich jetzt überlegen nach Kanada zu ziehen…sind BefürworterInnen in Feierstimmung. Und wie könnte man besser feiern, als mit einer Ansammlung an besseren und schlechteren Memes. Kurz: Seriöse Nachrichten bekommt ihr heute wo anders (etwa bei NPR, wo ihr die gesamte Erklärung mit Annotationen lesen könnt), bei uns gibt’s witzige Bildchen.

Viele der Bilder machen sich vor allem über CNN lustig, das ja sofort nach der Verkündung des Urteils getitelt hat, das Gesetz wäre gekippt. Manche meinen, es sei der “Dewey Defeats Truman” Moment unserer Zeit. Der Chicago Tribune hatte 1948 aufgrund der (aller ersten) Gallup Umfrage getitelt dass Herausforderer Dewey Truman schlagen würde – die Geschichte hat sie eines besseren belehrt und Truman hielt die Schlagzeile triumphierend in die Kameras.

  Eine weitere – modernere – Variante:

 Auch traditionelle Memes bekommen eine Health Care Variation:

 

oder zukünftige:

 

Katzen gefällig?

Oder doch lieber gifs?

UPDATE 1:

Nachdem die ersten Artikel erschienen sind, wird vor allem diese Szene aus einem Artikel häufig geteilt:

Und mittlerweile hat sich auch Admiral Ackbar eingeschlichen:

 

Und noch mehr GIFS, diesmal mit Schwerpunkt Frauengesundheit – ein schönes Storytelling-Beispiel

Wer noch über andere Memes stolpert, bitte auf Facebook oder in den Kommentaren teilen.

 

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VideoWednesday: The Newsroom

Als deklarierter Josh Lyman Fanboy bin ich natürlich ganz vorne dabei, wenn Aaron Sorkin eine neue Serie schreibt und so widme ich den heutigen VideoWednesday einer HBO Serie, die diesen Sonntag in den USA Premiere hatte (1): The Newsroom. Wie in jeder guten Sorkin Serie hat in der ersten Folge ein Hauptdarsteller einen öffentlichen Zusammenbruch, diesmal Nachrichten Anchor Will McAvoy, der als der neutralste und objektivste Journalist der Medienlandschaft galt. Wie in jeder guten Sorkin Serie wird er daraufhin gezwungen mit seiner Exfrau zusammenzuarbeiten. Auch die blonde, etwas schusselige Assistentin, die am Ende des Tages das Leben des Hauptdarstellers unter Kontrolle hat – und hoffentlich diesmal am Ende der Serie nicht mit ihm zusammenkommt (#creepy) – kennt man aus früheren Serien.

Sorkin setzt die Serie im Jahr 2010 an, was ihm die Möglichkeit gibt, mit einer rückblickenden Arroganz auf die damaligen Fehler der Nachrichtenmedien zu blicken – und wer liebt Sorkin nicht, wenn er zu einer Lecture ansetzt. Das Zeitfenster macht es auch möglich, seinen Hauptfeind, die Tea Party ordentlich durch den Kaukau zu ziehen. Kurz: The Newsroom ist Sorkin’s Kommentar auf die jüngere Vergangenheit in Politik und Medien.  Der Trailer weiter unten.

Dass auch/vor allem Sorkin als Beispiel des Credo’s “Everything is a remix” ist, zeigt das erste Video. Es ist ein liebevoller Zusammenschnitt aus Dialogen von Sorkin’s Filmen und Serien. Von “A Few Good Men” über “Malice” bis zu “Sports Night” und “Studio 60″, “West Wing” und “The Social Network” – Wenn Sorkin Dialoge schön findet, hat er kein Problem, sie mehrmals zu verwenden:

 

(1) und überraschenderweise schon diese Woche legal beim Bezahlsender Sky Atlanitc  in Europa erhältlich ist.

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Pick of the Week: Obama’s Scheißwoche

Heute startet wohl eine der wichtigsten Wochen für den Präsidenten – und die Wahrscheinlichkeit dass sie gut ausgehen wird, ist gering. Gleich vier große Debatten finden ihr vorläufiges Ende im Laufe der Woche:

  • Wenn die Republikaner im Senat weiter blockieren, werden die Zinsen auf Studiengebührenschulden auf 7% verdoppelt
  •  Im RepräsentatInnenhaus steht Attorney General Eric Holder unter Beschuss, wichtige Dokumente einer gescheiterten ATF (1)  Mission nicht übermittelt zu haben. Ein Ordnungsruf des Kongresses (“in Contempt” (2)) ist zwar als criminial offense mit einer Geldstrafe von höchstens $1000 dotiert, aber ein enormer Schuß vor den Bug Holder’s.
  • Der Supreme Court verkündet sein Urteil über das Arizona Immigration Law und
  • Der Supreme Court verkündet das Urteil über jenes Gesetz, das die RepublikanerInnen seit langem mit Verachtung und die DemokratInnen seit kurzem mit Stolz “Obamacare” nennen.
Tatsächlich könnte schon heute dieses Urteil veröffentlicht werden. Wie es im Supreme Court üblich ist, fanden die Verhandlungen dazu schon vor Monaten statt. RepublikanerInnen triumphierten Ende März, weil der Anwalt der Regierung unsicher wirkte und stotterte, was just zu einem Ad zusammengeschnitten wurde. Die RichterInnen stimmten  gleich nach der Verhandlung ab, doch wie üblich werden alle verhandelten Urteile einer Session erst Monate später im Laufe einer Woche verkündet – und die startet heute.
Der Supreme Court entschied, ob das Herzstück des Affordable Care Acts verfassungswidrig ist: Das Individual Mandate – die Versicherungspflicht. Wer sich weigert eine Versicherung zu kaufen, muss Strafe zahlen. Was bei Autos (fast) bundesweit üblich ist, wird bei Körpern diskutiert. Der Grund dafür liegt in der alten Diskussion rund um states rights vs. rights of the federal government. Autoversicherungen sind als Landesrecht fast vereinheitlicht verpflichtend (Virginia, New Hampshire und Missisippi haben keine verpflichtende Autoversicherung, VA und MS allerdings Strafzahlungen bei Nichtversicherung), aber BürgerInnen werden eben von den Bundesstaaten verpflichtet, nicht vom Federal Government. Das ist übrigens auch Mitt Romney’s Argument: Als Gouverneur von Massachusetts hat er zwar eine Versicherungspflicht eingeführt, aber auf Federal Level geht im das zu weit.
Die Ironie der Geschichte: 1993, als Bill Clinton sich an einer Gesundheitsreform versuchte, war das individual mandate eine Kernforderung der Rs, die von den Ds abgelehnt wurde.

Warum die Gesundheitsreform trotz den faktischen Verbesserungen so unbeliebt ist, hat vor allem damit zu tun, dass niemand die Reform verteidigt. Die einzigen Ds die im Midterm Wahlkampf 2010 Obamacare thematisierten waren jene, die dagegen gestimmt hatten. Erst seit kurzem versucht die Obama Kampagne “Obamacare” als positives Wort zu branden – nachdem die Rs es seit fast 4 Jahren negativ konotieren. Ein gestriger Kommentar auf The New Republic wirft der Administration argumentatives Versagen vor.

Lesestoff gibt es heute also genug, neben oben verlinkten Artikeln auch:

UPDATE 1: Der Supreme Court hat heute früh East Coast das Urteil zum Immigrationsgesetz verkündet und es in 3 von 4 Punkten für verfassungswidrig erklärt. Der Wehmutstropfen für Ds ist, dass jener vierte Punkt die Regelung ist, bei jeder Amtshandlung nach Aufenthaltstiteln zu fragen. KritikerInnen befürchten durch diese Regelung racial profiling. Die sich entwickelnde Story hier.

—-

(1) Bureau for Alcohol, Tobacco and Firearms. Eine frühere Version des Posts hat fälschlicherweise die Aktion der CIA zugerechnet. Dank an Leser Torsten E. für die Korrektur.

(2) JuristInnen, gibt’s eine bessere Übersetzung?

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VideoWednesday: Flagday

“In essence the Flag is just fabric, just like the Bible is just paper”  Happy Flagday.

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Pick of the Week: 270+

270 Wahlmenschen braucht es, um Präsident zu werden. Die Anzahl der “Electoral Votes” pro State ergibt sich aus der Anzahl der RepräsentantInnen im Congress: 2 SenatorInnen + die Anzahl der Representatives des States, die sich aus der Bevölkerungszahl ergibt (“The Number of Representatives shall not exceed one for every thirty Thousand.”). Die New York Times zeigt in einer ausgezeichneten, interaktiven Grafik basierend auf Umfragewerten, die States in Solid, Lean und Tossup unterteilen, welche Szenarien Obama bzw. Romney zum Sieg führen. Nach ein paar vorgefertigten Kombinationen, kann man Staaten verschieben, und selbst einen Path to Victory zeichnen. Unser Pick of the Week daher weniger zu lesen, und mehr zum selbst herum probieren. The Electoral Map: Building a Path to Victory. Übrigens trifft sich das Electoral College nie im gesamten. Die Wählmenschen schicken bloß einen Brief nach Washington.

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VideoWednesday: Willie Horton

Wie schon mehrmals im VideoWednesday besprochen hat Fernsehwerbung in Amerikanischen Kampagnen eine solche Tradition, dass aktuelle Ads oft Anspielungen auf alte Clips machen, oder sie 1:1 kopieren. Etwa  Reagan’s Bear in the Woods und Bush’s Wölfe oder das Cain Ad, die auf das Daisy Ad anspielt. Das heutige Video ist ein äußerst umstrittenes, viel analysiertes, das zum Standardrepertoir in jeder Politische Werbung 101 College Klasse gehört – und die Kopie aus 2012.     

Auf die Idee zu kommen, das “Willie Horton” Video vorzustellen bin ich, als ich über jenen Clip gestopert bin. Ein demokratischer Consultant hat neulich das folgende Video – offensichtlich in Eigenregie – produziert:

Die Entscheidung das folgende Video als Vorbild für dieses Attack-Ad zu machen, ist … interessant. Handelt es sich doch beim Original um eines der umstrittensten Videos seit dem Daisy Ad. Im Jahr 1988, nachdem Demokrat Dukakis die Vorwahlen gegen Al Gore gewann um gegen Reagan’s Vizepräsident George H.W. Bush anzutreten, suchte jener fieberhaft nach wunden Punkten. Er fand sie im Fall William Horton. Der für Mord im Gefängnis Sitzende profitierte von einem Wochenendurlaubsprogramm, das Dukakis zwar nicht eingeführt hatte, aber unterstützte. Während seines Freigangs vergewaltigte er eine Frau und kehrte nicht ins Gefängnis zurück. Bush’s Ziel war, laut Kampagnenmanager, “By the time I’m done, people will think Willie Horton is his running mate.” Das folgende Attack Ad wurde nicht von der Bushkampagne geschalten, sondern von einer Independent Expenditure:

Das Ad wurde vor allem für seinen Rassismus kritisiert, der bis heute heiß diskutiert wird. GegnerInnen kritisieren, dass die Bush Kampagne bewusst einen afroamerikanischen Häftling ausgesucht hätte und dass es einen ähnlichen Fall auch mit einem kaukasischen Häftling gegeben hätte; Der Mugshot würde besonders ein “angry/dangerous black men” Stereotyp bedienen; und William Horton hätte sich nie “Willie” genannt.

Gleichzeitig tut das Ads den tatsächlichen politischen Positionen Dukakis garnicht so unrecht, wie man meinen könnte: Dukakis war tatsächlich “soft on crime” und unterstützte das Programm, das sein Vorgänger als Gouverneur von Massachusetts eingeführt hatte. Er legte sogar gegen eine Abänderung des Programms, das Mörder in lebenslanger Haft exkludiert hätte,  ein Veto ein. Er machte es Bush einfacher, sein Image nachhaltig zu beschädigen indem er selbst nach dem Horton-Vorfall zögerte zu beenden.

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TechTuesday: There’s an app for that

Als Barack Obama im Jänner 2007 seine Kandidatur ankündigte, war das Nokia 6300 das meistverkaufteste Handy weltweit. Das iPhone kam erst einige Monate danach auf dem Markt. Fast 20 Monate später, im Herbst 2008 als die Obama Kampagne so viel Geld hatte, dass sie unter anderem Werbung in Computerspielen schaltete, kam jemand auf die Idee, auch eine iPhone App zu programmieren. Das Geld war dann gar nicht notwendig, denn nach einem Email an die UnterstützerInnen fanden sich 10 freiwillige Programmierer. Heute gehören Smartphoneapps zum guten Ton – Mitt Romney hat erst letzte Woche  doch wenige Kampagnen haben sie bisher gelungen eingesetzt. 

Dass auch in der Obama Kampagne nicht alles von Anfang an perfekt macht, zeigt sich an der diesjährigen App. Im letzten Wahlkampf schlug sich die innovative Kampagnenstrategie auch in der App nieder: Menschen reden mit Menschen. Die Hauptfunktion der App war ein “Call your Friends” Feature, das das Telefonbuch nach FreundInnen aus einem Battlegroundstate  durchsuchte (1) und vorschlug sie anzurufen. Außerdem zeigte Sie, welche Events in der Nähe stattfänden.  2012 ist die App – noch – eher nicht für den Wahlkampf geeignet. Die füttert zwar ihre BesitzerInnen mit den neuesten Infos, Fotos, und Events – nach Wunsch auch mit Notifikation, aber die App ist noch kein Wahlkampftool: Es gibt keine Möglichkeit, die Nachrichten sinnvoll zu teilen oder FreundInnen von Obama per Telefonanruf zu überzeugen.

Auch Mitt Romney’s App, die er letzte Woche vorgestellt hat, ist eher monothematisch, aber zumindest ein wenig kreativ. Berühmt geworden ist die App ja eher durch einen Tippfehler, der zwar in einem Update nach einem Tag verschwand, aber there’s a Tumblr for that  (oder siehe Bild rechts). Das Bild rechts zeigt gleichzeitig die einzige Funktion der App: Einer von 13 Vorlagen wählen, sich damit fotografieren und per Email, Twitter oder Facebook teilen.

Man kann hoffen, dass im Laufe der Kampagne beide Apps noch an Kampagnentauglichkeit arbeiten, dann werden wir sie ein zweites Mal im TechTuesday analysieren. Wer sich in der Zwischenzeit für mehr Strategien mobiler Kampagnenführung interessiert, kann hier in meiner Thesis zum Thema blättern. 

(1) In den USA gibt es keine betreibereigenen Vorwahlen, sondern nur Area Codes. Man kann also an einer Telefonnummer nicht ablesen, ob es Festnetz oder Handy ist, aber man kann sehen woher die Nummer ist.

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Stefan Bachleitner | Josef Barth | Yussi Pick